Das erwartet Sie in Lektion 2

In der letzten Lektion haben Sie erfahren, was ein gutes Foto von einem Schnappschuss unterscheidet. Allein schon bei der bewussten Auseinandersetzung mit dem Bildaufbau beginnen Sie, ein Bild zu komponieren. Doch damit eine Bildkomposition entstehen kann, benötigt es ein Motiv. Die Suche nach einem Motiv ist wohl das Schwierigste bei der Fotografie.

Deswegen behandelt diese Lektion das Thema: Wie finde ich ein geeignetes Motiv?

Der besondere Blick

Für eine gelungene Bildkomposition benötigt man zunächst ein Motiv. Das ist gar nicht so leicht wie man denken mag und dann dieses Motiv auch noch so abzulichten, dass es auf Betrachter interessant wirkt, ist eine Kunst für sich.

Den meisten Fotografen wird es in ihrer Anfangszeit ähnlich ergangen sein. Man hat ein tolles Motiv gefunden, fotografiert und wenn das Ergebnis auf Fotopapier gedruckt war, gab es die große Enttäuschung. Das Motiv oder das was man damit ausdrücken wollte, konnte das Foto dem Betrachter einfach nicht vermitteln. Wir sehen also etwas in Natura anders, als es anschließend wiedergegeben wird. Woran liegt das?

Wenn wir unterwegs sind, sehen wir vermutlich öfters Motive, die uns ansprechen und gehen an diesen vorbei. Wenn man nun aber dieses tolle Motiv fotografisch festhalten möchte, sollte man sich zunächst eine Frage stellen.

Was ist das Besondere an dem Gegenstand, Motiv oder an der Szene?

Anhand eines Beispiels werde ich versuchen, dies zu verdeutlichen. Doch auch hier sollte man nicht gleich denken, dass man danach direkt verinnerlicht hat, was gemeint ist. Den „besonderen Blick“ für tolle Motive erhält man nicht über Nacht, sondern nur durch einen permanenten Lernprozess.

Einfach(e) Bilder machen

Merkmale einer gelungenen Bildkomposition sind ein deutliches Motiv, ein erkennbares Thema und ein Objekt.

Wird ein Motiv nicht herausgearbeitet, wird sich der Betrachter wohl fragen, was dieses Bild aussagen soll. Andere können nicht wissen, was sich der Fotograf bei einem Motiv gedacht hat und was er damit vermitteln wollte, also sollte der Fotograf die Aussage in den Vordergrund stellen.

Als Beispiel möchte ich einmal Blumen anbringen. Sie sind schön und immer wieder ein Foto wert. So verwundert es auch nicht, dass man in vielen Fotoforen zahlreiche Blumenfotos findet. Auch meine Kamera wird stets von farbigen Blüten magisch angezogen.

Findet man in einer schönen Parkanlage Rabatten mit üppigen Blüten vor, ist man dazu geneigt, diese ganze Farbenpracht mit einem mal einfangen zu wollen. Sicherlich sind solche Fotos auch reizvoll, aber manchmal kann weniger mehr sein, wenn man sich der einzelnen Blüte zuwendet.

Lila Blumen - Schnappschuss

Lila Blüte - Fotografie

Nehmen Sie sich viel Zeit

Wie wir nun an den beiden Fotobeispielen erkennen können, ist in manchen Fällen das Detail interessanter als das komplette Motiv, das uns zunächst in seinen Bann zog.

Wenn wir nun bei den Blüten bleiben, so werden wir in Parkanlagen unerschöpflich Motive finden. Doch ist es immer etwas Besonderes eine einzelne Blüte zu fotografieren? Wenn man sich viel Zeit nimmt und genau hinschaut, kann man noch sehr viel mehr entdecken – Wassertropfen auf Blütenblättern, ein Nektar trinkendes Insekt, ein ruhender Schmetterling. Entdecken Sie solche Besonderheiten, dann können Sie sich auf diese bei Ihrer Bildkomposition konzentrieren. Probieren Sie dabei verschiedene Blickwinkel – gehen Sie auf Augenhöhe und sie werden entdecken, dass immer wieder neue Bildkompositionen entstehen.

Weiße Blüte und Blütenblätter

Es ist nie zu spät, aus Fehlern zu lernen!

Deswegen sollten Sie auch diejenigen Ihrer Bilder aufbewahren, die Ihnen nicht zusagen. Zu Übungszwecken können Sie sich diese bei Bedarf immer mal wieder hervorholen und kritisch betrachten. Versuchen Sie klar zu formulieren, was Sie als störend empfinden. Was hätten Sie besser machen können?

Schauen Sie sich einmal das nachfolgende Foto von dieser Pilzgruppe auf einem mit Moos bewachsenen Baumstamm an. Es ist sicherlich ein interessantes Motiv, doch das Foto erscheint nicht harmonisch. Versuchen Sie zu formulieren, was Sie an diesem Motiv verändern würden.

Mir fällt zunächst der Hintergrund störend ins Auge. Dort erkennt man helle Grüntöne, die durch in der Sonne stehende Blätter entstanden sind und einen langen dunklen Balken, der von einem Baumstamm im Schatten stammt. Dieser zieht sich diagonal durch das ganze Motiv und wirkt sehr störend. Das ganze Bild wirkt dadurch unruhig und die Plastizität der Pilze geht dadurch unter.

Oft ist einem schon beim Fotografieren bewusst, dass man das Motiv anders gestalten sollte. Hier bei dem Pilzmotiv hätte es schon gereicht, ein Stativ aufzubauen und so einzustellen, dass nur noch Laub den Hintergrund bestimmt und den Baumstamm ausblendet.

Andere Standpunkte einnehmen …

… und Motive aus einem anderen Blickwinkel betrachten, kann dabei helfen, effektvolle Veränderungen herbeizuführen. Wir sind es gewohnt, auf die Dinge zu schauen – von oben herab. Ein neuer Blickwinkel kann zu völlig neuen interessanten Motiven führen, die wir ansonsten übersehen. Deswegen sollte man sich vom gewöhnlichen Sehen lösen und den besonderen Blick entwickeln.

Hoch- oder Querformat

Beim Fotografieren stellt sich zwangsläufig auch die Frage, ob ein Bild besser als Hoch- oder Querformat wirkt. Hier gibt es jedoch keine allgemeingültige Antwort. Oft werden Motive mit einer aufrechten Form im Hochformat aufgenommen. Letztendlich ist es aber eine Frage des Geschmacks, für welches Format sich der Fotograf entscheidet. Wichtig ist nur, dass das Format dem Motiv einen stärkeren Ausdruck verleiht. Deswegen sollte man beide Formate probieren, um festzustellen, welches geeigneter ist.

Nun sind Sie dran!

In dieser Lektion haben Sie erfahren, dass das Einnehmen ungewöhnlicher Standpunkte zu neuen Blickwinkeln führt und dadurch wieder zu interessanten Motiven. Suchen Sie sich nun ein Motiv und lichten dieses aus verschiedenen Abständen und Blickwinkeln ab. Probieren Sie dabei auch das Hoch- oder Querformat aus. Anschließend wählen Sie aus Ihrer Fotoreihe drei Bilder, die Sie für besonders gelungen halten und versuchen Sie dies klar zu begründen.

Eine Kurzversion des Fotokurses können Sie hier herunterladen.