Das erwartet Sie in Lektion 4

In der letzten Lektion haben Sie erfahren, wie das Zusammenspiel zwischen Blende und Verschlusszeiten funktioniert und wie Sie damit die Lichtmenge kontrollieren. Nun stellt sich zwangsläufig die Frage, woher man die richtige Lichtmenge kennen soll.

In dieser Lektion werden Sie es erfahren! Nun werden wir Ihnen zeigen, wie Sie die korrekte Lichtmenge ermitteln und dazu brauchen Sie folgende Dinge:

  • Eine Ihrer Hände
  • Eine Graukarte
  • Vielleicht ein Histogramm
  • Und eventuell ein Blitzgerät

Wichtig sind vor allem erst einmal die beiden erst genannten und zum Glück haben Sie Ihre Hand immer mit dabei. Die Graukarte sollten Sie sich noch zulegen.

Nicht nur nachts sind alle Katzen grau …

… auch tagsüber! Warum, werden wir noch erklären.

Die Lichtintensität können Sie auch mit Ihrer Kamera messen. Doch leider liegt diese dabei nicht selten völlig falsch. Nein, es ist weder ein Herstellerfehler, noch müssen Sie Ihre Kamera umtauschen. Das hat alles seine Richtigkeit und warum dies so ist, werden Sie schon bald verstehen!

In der Regel wird von der Kamera, durch die Linse, das Licht gemessen, welches von einem Gegenstand reflektiert wird. Man redet hierbei auch von TTL (aus dem Englischen von „Through The Lens“). Das Licht gelangt durch das Objektiv auf den Lichtsensor. Der Lichtsensor benötigt zur Auswertung einen Referenzwert, ansonsten kann dieser nicht ermitteln, ob das Licht hell oder dunkel ist.

Es ist für die Kamera also wichtig, den Referenzwert zu kennen. Dieser bezieht sich auf einen Grauton, der zwischen schwarz und weiß liegt und genau 18% Licht reflektiert, das auf die Oberfläche auffällt.

Für die Kamera ist es das Maß aller Dinge, diesen Mittelwert zu kennen. Alles andere wird dazu in Relation gesetzt, was drastische Auswirkungen hat.

Bitte schauen Sie sich die nachfolgenden Bilder an.

Wenn ich Sie nun frage, ob Sie mir sagen können, welcher Karton der weiße oder der schwarze ist, könnten Sie mir diese Frage beantworten?

Nun verstehen Sie sicher das Problem. Jede Kamera ist geeicht und aufgrund dessen wird jede Kamera, unabhängig von Hersteller oder Marke, versuchen, das Motiv auf diesen Mittelwert zu bringen und dafür die Belichtungseinstellungen vorzugeben. Wie wir bereits wissen, ist die Belichtung eine Kombination aus Blende und Verschlusszeit.

Und nun kommt die Graukarte ins Spiel. Wir raten Ihnen, sich unbedingt eine zuzulegen. Die Graukarte ist ein Karton, der mit einem Grauton beschichtet ist, der exakt 18% Licht reflektiert.

Bevor Sie zukünftig auf den Auslöser drücken, halten Sie die Graukarte zwischen Kamera und Motiv. Sie sollten darauf achten, dass die Karte im selben Lichtverhältnis ist, wie das Motiv. Auf diese Weise erhalten Sie eine optimale Belichtungsmessung.

Und nun kommen wir zu Ihrer Hand. Sicherlich haben Sie sich schon gefragt, wozu Sie diese brauchen. Nun, alternativ können Sie auch Ihre Hand als Graukarte verwenden, wenn Sie gerade keine zur Hand haben. Genau genommen brauchen Sie dafür Ihre Handinnenfläche. Es ist dabei völlig egal, welcher Hauttyp sie sind, dunkel oder hell, männlich oder weiblich. Das spielt keine Rolle. Die Handinnenfläche der meisten Menschen ist ungefähr eine Blende heller als der Grauton-Mittelwert. Wenn Sie also die Belichtungsmessung mit Ihrer Hand vornehmen, dann brauchen Sie nur die Korrektur von einer Blende einzustellen.

Tipp: Wenn Sie ganz sicher gehen wollen, können Sie Belichtungsreihen nutzen. Einige Kameramodelle haben die Funktion inne, die nachfolgenden Fotos entweder über oder unter zu belichten.

Sie sollten dies nicht zur Angewohnheit machen, aber bevor Sie schlecht belichtete Aufnahmen von einem Yeti bei GEO einreichen, können Sie mit Belichtungsreihen sicher gehen, wenigstens ein gutes belichtetes Foto dabei zu haben.

Im Prinzip können Sie alles Mögliche als Graukarte benutzen. Sie sollten dann nur wissen, um wie viele Blenden Sie korrigieren müssen. Nachfolgend sehen Sie dazu eine Liste.

Visieren und Auslösen

Spot, Mittenbetont, Matrix – das sind die drei Optionen, über die fast jede Kamera verfügt, um eine Belichtungsmessung durchzuführen. Was sich hinter den Begriffen verbirgt, werden wir Ihnen sofort erklären.

Matrix: Beinahe das ganze Bildfeld wird bei dieser Einstellung vermessen. Diese sollten Sie nutzen, wenn die Farben sehr vermischt sind, ein Blitzgerät verwenden oder sich die Lichtbedingungen stetig ändern.

Mittenbetont: Bei dieser Variante wird das ganze Bildfeld vermessen, wobei jedoch der Schwerpunkt auf den Mittelpunkt gelegt wird. Diese Variante nutzen sie am Besten, wenn sich das Motiv in diesem Bereich befindet. Profis empfinden diese Messung als überflüssig und nutzen stattdessen eher die Spotmessung.

Spot: Unter Spot versteht man einen zentralen kreisrunden Messbereich der Kamera. Dieser macht ca. 2-3% der Bildfläche aus.

Mit dieser Variante können Sie nur einen ganz bestimmten Bereich vermessen. Idealerweise messen Sie den Mittelwert mit einer Graukarte ein.

Histogramm und Blendenskala

Fast alle Kameras sind mit Histogrammen ausgestattet. Sie sind eine tolle Erfindung und zeigen schnell an, ob ein Foto über oder unterbelichtet ist. Bei einer optimalen Belichtung befindet sich die Spitze, der höchste Wert, in der Mitte. Ist diese Spitze eher in der linken oder rechten Hälfte zu sehen, wissen Sie, dass Ihr Foto unter oder überbelichtet ist.

Anstelle eines Histogramms, kann man sich auch eine Skala anzeigen lassen. Mit der eben benannten Ablesemethoden finden Sie auch bei dieser den Belichtungswert schnell heraus.

Die Belichtungsskala hat den Vorteil, dass sie direkt im Sucher eingeblendet wird und Sie sofort erkennen, wie weit der Blendenwert vom Mittelton abweicht. Sie haben dadurch schneller die Möglichkeit zur Korrektur. Ein anderer Vorteil liegt darin, dass Sie Strom sparen, da die Belichtungsskala, anders als das Histogramm, nicht auf einen LCD-Monitor angewiesen ist.

Das Histogramm kann den Anfänger auch mit seinen zahlreichen Informationen verwirren. Für eine Nachbearbeitung ist zwar ein Histogramm besser, aber mit der Belichtungsskala sind Sie einfach schneller.

Ist Weiß auch wirklich weiß?

Wenn Sie schon einmal versucht haben, mit zwei verschiedenen weißen Wandfarben einen Raum zu streichen, dann werden Sie sicherlich festgestellt haben, dass es unterschiedliche Weißtöne gibt. Deswegen bieten Digitalkameras die Korrekturmöglichkeit mit dem Weißabgleich an, um Farben realitätsnäher abzubilden.

Man sollte wissen, dass Blitzlicht, Kunstlicht und Tageslicht Farben jeweils anders erscheinen lassen. Im Kameramenü lässt sich deshalb eine Auswahl für Kunstlicht, direktes Sonnenlicht, Blitz, bewölkter Himmel, Schatten oder Leuchtstofflampen, einstellen.

Tipp: Den Weißabgleich können Sie auch mit einer Graukarte vornehmen. Dabei werden die Farbtemperaturen exakter ermittelt, als wenn Sie ein weißes Blatt Papier verwenden würden. Denn diese sind oft mit Aufheller behandelt.

Blitz – mit oder ohne?

Die einen möchten nicht darauf verzichten, die anderen lehnen es strikt ab. Die Rede ist vom Blitzgerät. Da ich selbst den Blitz sehr selten verwende, wird das Thema hier nur kurz angeschnitten. Es würde auch zu weit führen, denn zum Thema Blitz könnte man einen kompletten Kurs entwickeln.

Zur Blitzlichtfotografie möchte ich vorweg schicken, dass es eine Kunst ist, ein Foto zu machen, auf dem der Blitzeinsatz nicht zu erkennen ist.

In der Realität ist es jedoch häufig so, dass Fotos, die mit einem Blitz aufgenommen wurden, nicht mehr natürlich wirken. Starke Schlagschatten und grelles Licht lassen die Fotos unschön wirken. Der Vorteil eines Blitzgerätes ist, dass man von natürlichem Licht unabhängiger ist und da in den meisten Kameras direkt ein Blitz eingebaut ist, ist er jederzeit verfügbar.

Zu Gute halten muss man allerdings den Herstellern, dass die Entwicklung der Blitzgeräte enorm vorwärts ging und das sie heute gut auf das jeweilige Kameramodel abgestimmt sind, damit die mühselige Rechnerei aus der Vergangenheit wegfällt.

Tipp: Ein Motiv sollten Sie, wenn möglich, nie frontal anblitzen, auch sollte das Blitzlicht in seiner Helligkeit das Umgebungslicht nicht übertreffen. Harte Schatten können Sie vermeiden, indem Sie mit einem Diffuser arbeiten. Das ist eine Kunststoffabdeckung für den Blitzreflektor. Oder blitzen Sie indirekt. Dazu neigen Sie den Blitzreflektor vom Motiv weg und blitzen zunächst gegen eine größere Fläche (z.B. Decke oder Wand).

Nun sind Sie dran!

Ihre Aufgabe besteht diesmal darin, mehrere Aufnahmen von einem Motiv zu machen und sich dabei auf die Matrix-, Integral- und Spotmessung zu verlassen. Danach nutzen Sie anstelle dieser, eine Graukarte oder Ihre Hand, um die richtige Belichtung zu ermitteln.

Erstellen Sie dann eine Belichtungsreihe, bei der Sie bei jedem Foto um 0,5 Blendenwerte nach oben oder unten abweichen. Bewerten Sie anschließend die Fotos und entscheiden Sie, ob Ihnen die über- oder unterbelichteten Fotos besser gefallen.

Damit Sie auch noch ein wenig vertrauter mit der „Weiß-Balance“ werden, fotografieren Sie ein Objekt unter verschiedenen Lichtbedingungen, beispielsweise mit Neonlicht, Glühlampe, Schatten und Tageslicht. Sie können hinterher auch die Einstellung für den Weißabgleich an Ihrer Kamera ausprobieren, indem Sie die Einstellung auf die Lichtquelle abstimmen.

Eine Kurzversion des Fotokurses können Sie hier herunterladen.