Das erwartet Sie in Lektion 9!

Die Landschaftsfotografie zieht allgemein das Interesse auf sich, denn die Natur hält unendlich viele Motive bereit. Vom markanten Solitärbaum über wunderschöne Landstriche bis hin zu einzigartigen Naturgebieten, die nur darauf warten auf ein Foto gebannt zu werden.

In dieser Lektion werden Sie erfahren, wie Sie Ihre Landschaftsfotos optimieren können und zu echten Hinguckern verwandeln. Wir geben Ihnen interessante Tipps und verraten Ihnen auch etwas über die hyperfokale Entfernung.

Unendliche Weiten?

Der berühmteste Landschaftsfotograf Ansel Adams sagte einmal über die Landschaftsfotografie: „... den entscheidenden Prüfstein für den Fotografen – und oft die entscheidende Enttäuschung.“

Man mag denken, dass die Landschaftsfotografie ein leichter Bereich in der Fotografie ist. Man muss dazu doch nur seine Kamera auf das gewünschte Motiv zu richten und voilá, schon hat man ein wunderschönes Landschaftsfoto. Doch leider ist es nicht so einfach!

Warum? Nun, das Hauptproblem ist, dass die Kamera und das menschliche Gehirn nicht das gleiche sehen. Wenn wir uns eine Landschaft ansehen, dann lassen wir das Auge schweifen und aus dem Gesehenen setzt unser Gehirn unwillkürlich einen visuellen Eindruck zusammen.

Schwieriger wird es vor allem, wenn man den Eindruck von Weite vermitteln möchte, was oft an der „Nüchternheit“ unserer Kamera scheitert. Diese kann nämlich nicht, wie das menschliche Auge, von Objekten im Vordergrund und Hintergrund wechseln.

Auf einem Foto erzeugen wir räumliche Tiefe, indem man dem Bildbetrachter einen Bezugspunkt anbietet. Das bedeutet, dass man (besonders wenn man mit dem Weitwinkelobjektiv fotografiert) einen interessanten Gegenstand im Vordergrund mit ablichtet.

Schauen Sie sich dazu die nachfolgenden Bilder an. Auf dem ersten Bild sehen Sie eine Flusslandschaft ohne Bezugspunkt im Vordergrund. Bei der zweiten Aufnahme wurden einige Pflanzen als Bezugspunkt mit auf das Bild genommen. Schon erhält man eine ganz andere räumliche Wirkung.

Unendliche Tiefenschärfe

Die Schärfentiefe spielt auch bei der Landschaftsfotografie eine wichtige Rolle, wenn es um den Bildeindruck geht. Also nicht anders wie auch bei der Makro-Fotografie. Für die größtmögliche Schärfe wird man nun versucht sein, nur Blenden zu verwenden, die kleiner sind als f/16. Mir ging es lange Zeit auch so, bis ich heraus fand, dass dies nicht der optimale Weg ist.

Es stimmt jedoch bedingt, dass kürzere Verschlusszeiten benötigt werden. Soll sich aber das im Vordergrund abgebildete Motiv nicht bewegen (z.B. Blätter) dann muss hier umgedacht werden.

Und nun kommt die eingangs erwähnte Phrase „hyperfokale Entfernung“ ins Spiel. Denn diese feine Sache führt zu schärferen Landschaftsaufnahmen und worum es sich dabei handelt versuchen wir nun genauer zu erklären.

Ein Drittel vor und zwei Drittel hinter der Fokusebene liegen bei der Fokussierung auf eine bestimmte Ebene außerhalb des Schärfenbereiches. Das bedeutet: Stellen Sie die Kamera auf Unendlich ein, dann verlieren Sie die zwei Drittel hinter der scharf eingestellten Ebene und ein Drittel davor. Aber dafür gibt es eine Lösung, die wie folgt aussieht:

Damit Sie den Schärfentiefenbereich maximieren können, fokussieren Sie auf die hyperfokale Entfernung. Damit wird erreicht, dass alles was sich im Bereich von der Hälfte dieser Entfernung bis zur Unendlichkeit scharf abgebildet wird.

Zugegeben, das klingt jetzt alles sehr verwirrend, aber es funktioniert. Versuchen wir das noch einmal anhand eines Beispieles zu erläutern.

Angenommen Sie sind mit einem 28er Weitwinkel in der Wüste und möchten eine Aufnahme von der wunderschönen Dünenlandschaft machen. Vor Ihnen liegt ein tolles Objekt, das Sie unbedingt als Highlight mit in Ihr Bild integrieren wollen. Wie sie jetzt ahnen, können Sie nun nicht das Objekt so platzieren, dass es bei der Einstellung Unendlich scharf ist und darauf hoffen, dass auch der Hintergrund automatisch scharf abgebildet wird.

Schauen Sie sich dazu die nachfolgende Tabelle an. Anhand dieser sehen Sie, dass für das 28er Weitwinkel und bei Blende f/16 ein Wert von 1,80 Meter steht. Wenn Sie nun auf eine Entfernung von 1,80 Meter fokussieren, dann wird alles was sich im Bereich 90cm (also die Hälfte) und unendlich befindet, scharf abgelichtet.

Bei einem 50er Objektiv und einem Blendenwert von f/32, wird in der Tabelle ein Meterwert von 3,05 Metern angegeben. Auch hier wieder: Alles was sich auf halber Entfernung befindet (1,50 Meter) und Unendlich wird scharf abgebildet.

Das Einstellen auf die Entfernung gestaltet sich anfangs nicht so einfach. Aber mit ein bisschen Übung lernt man dies schnell. An einigen Objektiven gibt es auch noch eine entsprechende Skalierung, die das manuelle Einstellen der Entfernung erleichtert.

Unsere Empfehlung: Nachfolgend finden Sie eine Tabelle mit den Werten für die hyperfokale Entfernung. Drucken Sie sich diese aus und stecken Sie diese in Ihre Fototasche. Wenn Sie dann wieder einmal eine Landschaft fotografieren möchten, dann nehme Sie diese Tabelle als Hilfestellung. Wenn Sie die Blende festgelegt haben, suchen Sie sich den entsprechenden Wert aus der Tabelle und stellen Sie die Entfernung über den Fokussierring ein.

Wenn Sie ein Objektiv ohne Entfernungsangabe besitzen, können Sie auch improvisieren. Einen Abstand zwischen zwei und drei Metern kann man meist noch gut einschätzen oder aber auch vermessen. Am besten gehen Sie dabei wie folgt vor: Bauen Sie Ihr Stativ auf und legen Sie die Blende fest. Dann entnehmen Sie aus der Tabelle den Wert und stellen Sie ein Objekt scharf, dass sich auf der angegebenen Entfernung befindet. Sollte kein Objekt vorhanden sein, können Sie auch einen Gegenstand dort hinlegen (z.B. Ihre Jacke oder etwas anderes). Dann fokussieren Sie den Gegenstand an und entfernen diesen wieder bevor sie auslösen.

Wenn Sie ein Objektiv mit einer Skala für die Schärfentiefe besitzen, dann bestimmen Sie wieder erst die Blende und drehen dann am Einstellring ein, bis sich das Symbol für Unendlich mit der Blendenzahl deckt. Leider verzichten immer mehr Objektivhersteller auf diese Skala, weil der Autofokus es scheinbar schon richten wird.

Satte Farben

In der Landschaftsfotografie können zwei Sachen das Fotografieren erschweren – Reflexionen und starker Kontrast.

Mit Kontrast sind die Helligkeitsunterschiede zwischen dem Vor- und Hintergrund gemeint, die so gravierend sein können, dass der Vordergrund korrekt abgelichtet wird, dafür aber der Hintergrund überbelichtet ist und umgekehrt.

Solche „Fehler“ lassen sich nachträglich auch mit der teuersten Bildsoftware nicht mehr beheben. Denn wo es keine Informationen gibt (eine Über- oder Unterbelichtung stellt sich meist nur weiß oder schwarz dar), kann man nichts mehr retten. Deswegen sollte man für die Landschaftsfotografie einen oder mehrere ND-Verlaufs-Graufilter bei sich führen, mit denen sich harte Kontraste korrigieren lassen.
Eine weitere Erschwernis sind ausgewaschene Himmel. Oft bei der hochstehenden Mittagssonne bei fast wolkenlosen Himmel, haben wir dieses Phänomen recht häufig.

Hier kann ein Polfilter (zirkular) Abhilfe schaffen. Mit diesem können Sie Fotos machen, die dem visuellen Eindruck entsprechen. Die folgenden Fotos zeigen Ihnen Aufnahmen ohne und mit Polfilter. Der Unterschied ist enorm.

Klarer Bildschnitt

Ein Schnitt ist ein gestalterisches Mittel, wie wir das auch schon in einer anderen Lektion besprochen haben. Die Horizontlinie eignet sich hierfür besonders gut. Die Lage dieser bleibt Ihrer Kreativität überlassen. Beachten Sie dabei die Grundregel aus Lektion 1. Doch wenn Sie die Bildkomposition aufteilen, dann achten Sie darauf, dass diese gerade ausgerichtet ist.

Die schönste Sonnenuntergangsaufnahme am Meer ist dahin, wenn die Horizontlinie schräg ist und man den Eindruck gewinnt, dass das Meer nach links oder rechts kippt. Zum Ausrichten des Motivs kann man ganz einfach die Gitterlinien im Sucher nutzen. Sollte Ihre Kamera diese Funktion nicht haben, dann müssen Sie nicht verzweifeln. Eine Wasserwaage tut es auch. Dazu müssen Sie jetzt keine handelsübliche 1 Meter Wasserwaage mit sich herumtragen, es gibt auch extra kleine Wasserwaagen, die Sie bequem in Ihrer Fototasche unterbringen können.

Wenn Sie sich eine solche Wasserwaage zulegen, achten Sie darauf, dass diese mit zwei Libellen ausgestattet ist, damit Sie diese für das Hoch- und Querformat nutzen können.

Und nun sind Sie dran!

Unter Landschaftsaufnahmen müssen jetzt nicht nur Aufnahmen von Wüstegegenden, Seen und Wälder verstanden werden. Auch vor Ihrer Haustüre befindet sich Landschaft, die entdeckt werden will. Machen Sie nun eine Aufnahme von dem was sich Ihnen in Ihrer Umgebung anbietet!

Eine Kurzversion des Fotokurses können Sie hier herunterladen.